Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,578814,00.htmlKfW-Chef muss Millionenkredit für Pleitebank rechtfertigen
Weniger als drei Wochen ist KfW-Chef Schröder im Amt, schon muss er eine verheerende Panne verantworten: Sein Institut hat dem Pleitekandidaten Lehman Brothers kurz vor dessen Insolvenz 300 Millionen Euro überwiesen. Regierungsvertreter und Oppositionspolitiker sind entsetzt.
Berlin - Ulrich Schröder stehen unangenehme Tage bevor. Der Chef der Förderbank KfW muss am Donnerstag vor den Verwaltungsrat des Instituts treten. Dann wird er den Gremienvertretern - darunter die Minister Peer Steinbrück (Finanzen) und Michael Glos (Wirtschaft) - erklären, warum sein Unternehmen der insolventen US-Investmentbank noch am Montag Kreditgelder in Höhe von 300 Millionen Euro überwies. "Das Thema Lehman Brothers steht auf der Tagesordnung. Der Vorstand wird dazu Stellung nehmen müssen", sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums SPIEGEL ONLINE.
Der Vorgang ist ebenso peinlich wie rätselhaft. Das Bund und Ländern gehörende Institut hatte dem maroden US-Finanzkonzern die Summe noch kurz vor dessen Zusammenbruch überwiesen. Dabei wurde schon an den Tagen zuvor über eine drohende Insolvenz der Investmentbank spekuliert. Die KfW sprach nun kleinlaut von einer technischen Panne, deren Umstände geprüft würden.
KfW Ulrich Schröder Lehman Brothers Finanzkrise
zu SPIEGEL WISSEN Offenbar hatte die KfW nach der Überweisung noch hektisch versucht, die Transaktion zu stoppen - was aber nicht gelang. Die Staatsbank hofft nun, zumindest die Hälfte des Geldes aus der Vermögensmasse von Lehman Brothers zurückzuerhalten. Eine Konkursquote von 40 bis 50 Prozent sei denkbar, hieß es in Finanzkreisen.
Die Eigentümerseite reagierte entsetzt auf den Lapsus. Der Sprecher des Finanzministeriums, Torsten Albig, nannte die Zahlung "mehr als verwunderlich und ärgerlich". Der technische Fehler, "der für uns unerklärlich ist", müsse rasch aufgeklärt werden und werde Konsequenzen haben. Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, es sei zu früh, über personelle oder strukturelle Folgen zu spekulieren. Zunächst müsse der Vorgang aufgeklärt werden. "Dann kann man schauen, was verbesserungswürdig ist", erklärte ein Sprecher.
KfW-Chef Schröder: Technische Panne, deren Umstände geprüft werden
Scharfe Kritik kam von den Oppositionsparteien im Bundestag. Linksfraktions-Chef Gregor Gysi sagte mit Blick auf den drohenden Verlust der Gelder: "Futsch sind 'se. Tolle Experten, die da sitzen." FDP-Parteichef Guido Westerwelle warf auch der Regierung Versagen vor, wenn die Staatsbank KfW dem "Pleitier nach Amerika noch 300 Millionen rüberschiebt". Und dies mit der "fabelhaften Begründung, man habe es bereits in der letzten Woche angewiesen und man habe gar nicht mehr gewusst, dass es in dieser Woche ausgeführt wird", sagte Westerwelle.
Dabei kommen mögliche finanzielle Belastungen für das Institut zur Unzeit. Die KfW ist bereits durch die Rettung der Mittelstandsbank IKB mit Milliardensummen belastet. Die Auswirkungen durch die Lehman-Brothers-Kredite auf die Bilanz könne man noch nicht beziffern, sagte ein Sprecher der KfW. Mögliche Ausfälle könnte die Bank aber verkraften.
KfW-Chef Schröder, der erst Anfang September von der Politik als Hoffnungsträger von der erfolgreichen Landesförderbank in Düsseldorf geholt worden war, dürfte dennoch mit Bangen auf die morgige Sitzung blicken. Im Vergleich zu seiner Vorgängerin Matthäus-Maier boxte er für sich eine Gehaltsverdoppelung auf über 800.000 Euro pro Jahr durch. In Regierungskreisen wurde ihm am Mittwoch immerhin positiv angerechnet, dass die KfW das missglückte Geschäft mit Lehman Brothers sofort eingeräumt und nicht gemauert habe.
suc/dpa
KFW- Bank verheizt 300 Millionen
KFW- Bank verheizt 300 Millionen
Hier mal die dpa- Pressemeldung:
Re: KFW- Bank verheizt 300 Millionen
Wie soll diese Panne denn aussehen. Aus technischer Sicht würde ich es so betrachten:Die KfW sprach nun kleinlaut von einer technischen Panne, deren Umstände geprüft würden.
Fall 1: Das entsprechende System (betrachten wir es der Einfachheit halber als Standardcomputer mit Windows) würde ein Systemausfall (Bluescreen o.ä.) eher das Gegenteil bewirken, also keine automatische Überweisung durchführen...
Fall 2: Das entsprechende System wurde angewiesen, eine terminliche automatische Überweisung zu tätigen und hat es auch gemacht. Es ist utopisch zu behaupten, dass ohne menschliche Einwirkung das System etwas anderes gemacht hätte, als man ihm entsprechend eingegeben hätte. Das technische Problem wird dadurch zunehmend zu menschlichem Versagen...
Auf die Ausreden bin ich mal gespannt...
Der kleine Bankangestellte, der vergessen hatte, die Transaktion rechtzeitig zu stoppen, bekommt geringstenfalls eine Abmahnung oder muss mit Jobkündigung rechnen. Ulrich Schröder droht womöglich die Enthebung seines Amtes, was bei einem Jahresgehalt von 800000 Euro durchaus zu verschmerzen wäre. Ohne zu übertreiben, wird er in keinem Fall in existenzielle Nöte geraten, wie das bei "kleinen Leuten" der Fall wäre. "Die Suppe auslöffeln" wird sicher wieder der Steuerzahler...Der technische Fehler, "der für uns unerklärlich ist", müsse rasch aufgeklärt werden und werde Konsequenzen haben.
Eine Krähe pickt der anderen doch kein Auge aus! Das Korruptionsschiff Staat wird's schon so einrichten, dass der dumme Bürger das Nachsehen haben wird...In Regierungskreisen wurde ihm am Mittwoch immerhin positiv angerechnet, dass die KfW das missglückte Geschäft mit Lehman Brothers sofort eingeräumt und nicht gemauert habe.
Super Ulli, dass du uns jetzt schon sagst, dass du die Hose naß gemacht hast, dann können wir dir ja gerade noch rechtzeitig die Windeln wechseln...
Gruß,
Thomas
Re: KFW- Bank verheizt 300 Millionen
"seien" ist der sog. Konjunktiv, also die Möglichkeitsform, wie immer diese im aktuellen Fall definiert werden mag. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die "Verantwortlichen" für den verzapften Mist, wirklich Konsequenzen erdulden müssen, die sie in soziale Not stürzen werden, so wie das vergleichsweise bei einem Durchschnittsarbeitnehmer der Fall ist, wenn sein Arbeitgeber Stellen abbaut...Wegen der Millionenüberweisungen der staatseigenen KfW-Bank an die marode US-Investmentbank Lehman Brothers hat der KfW-Verwaltungsrat Konsequenzen gezogen.
Zwei Vorstandsmitglieder und ein Bereichsleiter seien vom Dienst suspendiert worden, sagte der Verwaltungsratvorsitzende und Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) am Donnerstagabend in Berlin.
Gruß,
Thomas
Re: KFW- Bank verheizt 300 Millionen
Als hätte ich es nicht gewußt
Jetzt frage ich mich, wieso dieses Recht nicht für das gemeine Volk zutrifft. Wenn ein kleiner Angestellter einen vergleichsweise geringen Fehler begeht, der aber eine fristlose Kündigung rechtfertigt, so wird da kein Cent weitergezahlt...
Man erkennt deutlich den Unterschied zwischen "Kündigung" und "Suspendierung" und letzteres wurde bei den betroffenen Personen sicher wohlweislich durchgeführt. Das ist ein Faustschlag ins Gesicht des Steuerzahlers...
Gruß,
Thomas
Quelle: RP- OnlineDie KfW hatte am vergangenen Montag kurz vor der Pleite von Lehman Brothers 300 Millionen Euro für ein Währungstauschgeschäft an Lehman überwiesen. Aufgrund von Wechselkursrisiken entstand der Bank dadurch ein Verlust von 350 Millionen Euro.
Leinberger und Fleischer sowie ein Abteilungsleiter wurden daraufhin suspendiert. Ihre Gehälter sollen sie aber dennoch weiter erhalten. Ein KfW-Sprecher Michael Helbig bestätigte dies gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Die beiden Vorstände erhalten ihre Bezüge in voller Höhe weiter." Nach dem deutschen Arbeitsrecht steht den beiden entlassenen Managern eine Fortzahlung ihrer Gehälter zu.
Jetzt frage ich mich, wieso dieses Recht nicht für das gemeine Volk zutrifft. Wenn ein kleiner Angestellter einen vergleichsweise geringen Fehler begeht, der aber eine fristlose Kündigung rechtfertigt, so wird da kein Cent weitergezahlt...
Man erkennt deutlich den Unterschied zwischen "Kündigung" und "Suspendierung" und letzteres wurde bei den betroffenen Personen sicher wohlweislich durchgeführt. Das ist ein Faustschlag ins Gesicht des Steuerzahlers...
Gruß,
Thomas
Re: KFW- Bank verheizt 300 Millionen
Der Historiker Gaetano Salvemini argumentierte bereits im Jahre 1936, dass der Staat die Steuerzahler für die Privatwirtschaft zur Verantwortung zieht, weil “der Staat zahlt für das Versagen der Privatwirtschaft
… Profite sind privat und individuell, während Verluste öffentlich sind und von der Allgemeinheit getragen werden.”
… Profite sind privat und individuell, während Verluste öffentlich sind und von der Allgemeinheit getragen werden.”